Kann sich die Minimierung von Verschwendung im Gesundheitswesen positiv auf das Patientenwohl auswirken?
Die Antwort lautet: Sie kann nicht nur, sie muss. Denn dafür steht das Lean Management im Gesundheitswesen: Der Patient steht im Mittelpunkt. In der Denkweise des Lean Managements ist der Respekt gegenüber den Mitarbeitenden und den Patienten im Vordergrund. Die kontinuierliche Verbesserung und das Ausmerzen von Verschwendungen soll den Mitarbeitenden ermöglichen, mehr Zeit für die Patienten zu haben und diese ressourcenorientiert zu betreuen. Lean Management im Gesundheitswesen bedeutet, dass alles weggelassen wird, was dem Patienten keinen Nutzen bringt.
In medizinischen Institutionen gibt es diesbezüglich noch viel zu tun. Überlastung des Pflegepersonals und Überstunden bei den Ärzten ist in aller Munde und ein Problem, das sich durch die meisten Einrichtungen zieht. So stellte das Universitätsspital Lausanne in einer Studie (time and motion study CHUV) mit 36 Assistenzärzten fest, dass diese gerade mal 17 Minuten pro Stunde direkt bei dem Patienten verbrachten. Umgerechnet sind das etwa 28 Prozent ihrer Arbeitszeit.
In die gleiche Kerbe schlägt eine aussagekräftige «time and motion»-Studie (time and motion study medical-surgical nurses) aus Amerika, die untersuchte, wie chirurgisches Pflegepersonal seinen Arbeitstag verbringt. Die Zeit von 767 Pflegefachpersonen wurde in Kategorien von Tätigkeiten und Standorten unterteilt. In der Studie zeigte sich, dass die beteiligten Pflegefachpersonen über die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit der Dokumentation (35.3 Prozent) und der Medikamentenverwaltung (17.2 Prozent) verbrachten. Für pflegerische Tätigkeiten direkt bei dem Patienten verwendete das untersuchte Personal gerade mal 19.3 Prozent ihrer Zeit.
Natürlich befinden sich amerikanische Spitäler bezüglich der Auslastung und der Arbeitseinteilung an einem anderen Punkt als schweizerische Institutionen. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Problematik, zu wenig Zeit für die Patienten zu haben, auch bei uns besteht. Ein Umstand, der weder das Pflegepersonal noch die Patienten beglückt.
Der heutige Patient möchte individuell gepflegt werden und er will ein Partner im Behandlungsprozess sein. Nicht alle Mitarbeitenden des Gesundheitswesens empfinden diesen Anspruch als richtig. Dennoch ist der Wertewandel unabdingbar, denn die Patienten wählen immer häufiger aus, wo sie sich behandeln lassen. Schon heute ist die Patientenzufriedenheit eine wichtige Messgrösse, deren Einfluss weiter steigen wird.
Medizinische Institutionen, welche auch in Zukunft erfolgreich sein wollen, müssen sich jetzt fragen, welche Veränderungen nötig sind und ob die heutige Unternehmenskultur auch in zwanzig Jahren noch funktionieren wird. Denn wie Oscar Wilde schon sagte: «Die Zukunft gehört denen, die die Möglichkeit erkennen, bevor sie offensichtlich werden.»
Übrigens: Wir bieten Lean Healthcare Weiterbildungen an. Am 27. März 2018 startet der Eintageskurs «Der Weg zum Lean Hospital – raus aus der Verschwendung!». Zudem haben Sie ab dem 30. August 2018 die Möglichkeit, eine viertägige Ausbildung zum Lean Healthcare Master zu absolvieren. Nähere Informationen finden Sie unter «Weiterbildungen» auf unserer Homepage.
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