Lean Management im Ausbildungslehrgang Operationstechnik

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich für ihre Angehörigen wünschen? Eine langes Leben und gute Gesundheit? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich der erste Wunsch erfüllen wird. Heute geborene Männer haben in der Schweiz eine Lebenserwartung von 81.5, Frauen von 85.3 Jahren. Seit 1981 ist diese Zahl um 8.1 respektive 6.1 Jahre gestiegen (Bundesamt für Statistik, https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bevoelkerung/geburten-todesfaelle/lebenserwartung.html).

Eine weitere Gewissheit: Je älter wir werden, desto mehr müssen wir uns mit körperlichen Gebrechen auseinandersetzen. Häufig reicht eine Tasse Kamillentee oder ein Wadenwickel nicht aus, um die Leiden zu beheben und es müssen medizinische Einrichtungen sowie Fachpersonal in Anspruch genommen werden. Deswegen sollte es für uns alle eine grosse Relevanz haben, die bestehende Überlastung des medizinischen Personals zu reduzieren und die Qualität im Gesundheitswesen hoch zu halten.

Damit bereits Auszubildende der medizinischen Branche von Beginn an lernen, wie sich kontinuierliche Verbesserung und das Ausmerzen von Verschwendungen positiv auf ihr Arbeitsklima und das Patientenwohl auswirken können, werden am Careum Bildungszentrum für Gesundheitsberufe in Zürich und medi Zentrum für medizinische Bildung in Bern Lean Healthcare Schulungen durchgeführt.

Für die Vermittlung dieser wichtigen Inhalte muss es Pioniere geben, welche sich dafür einsetzen, das Lean Healthcare auch in den Bildungsgängen Einzug findet. Solche Vorreiter sind Monika Knecht, Leiterin Bildungsgang Operationstechnik HF vom Careum, Patrizio Paoluzzi, Leiter Bildungsgang Operationstechnik HF vom medi sowie Lydia Maurer, Fachlehrerin und stellvertretende Leiterin Bildungsgang Operationstechnik HF vom medi.

Wer sind diese Pioniere und was hat sie motiviert, Lean Management in ihren Bildungsgängen zu etablieren? In einem spannenden Interview erzählen sie, welchen Bezug sie zu Lean Management haben und wieso es ihrer Meinung nach aus der heutigen Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken ist.

Wann sind Sie zum ersten Mal in Kontakt mit Lean Management gekommen?

Monika Knecht: Vor rund 10 Jahren während meiner Zeit im Universitätsspital Zürich. Die dort tätigen Lehrerinnen in der Praxis aller Bereiche erhielten eine interne Schulung, bei welcher es um das Erkennen von Verschwendungen ging und unser Handeln in einem Simulationssetting beobachtet wurde (Anm. d. Redaktion: Die Beobachtung am Ort des Geschehens nennt sich «Gemba»). Mich hat beeindruckt, wie es uns dabei gelang mit wenigen kleinen Massnahmen deutlich effizienter zu werden. Die Prozesse im Arbeitsalltag  in dieser Art und Weise zu hinterfragen, war für mich neu und spannend zugleich. Danach hatte ich eine Weile nichts mehr mit Lean Management zu tun, bis ich 2015 durch Oliver Mattmann (CVO der LEANCOM) erneut mit der Thematik konfrontiert wurde. Drei Jahre später, im Jahr 2018, konnte ich dann zum ersten Mal Lean Management in HF Operationstechnik integrieren.

Patrizio Paoluzzi: Etwa 1995 bin ich mit Prozess- und Ablaufoptimierung in Kontakt gekommen, irgendwann hörte ich dann auch zum ersten Mal von Lean Management. Die bewusste Auseinandersetzung damit erfolgte dann im Rahmen einer Weiterbildung meiner Stellvertreterin, Frau Lydia Maurer von der LEANCOM am Spital Sonnenhof der Lindenhofgruppe in Bern.

Lydia Maurer: Genau, Anfang 2016 habe ich an einem Lean Healthcare Expert Kurs teilgenommen und anschliessend ein Workshop zum Thema Lean Management in der Klinik Sonnenhof besucht. Grund der Workshop-Teilnahme war, Lean Management kennenzulernen und eventuell als Unterrichtssequenz in den Stundenplan aufzunehmen.

Was hat Sie dazu bewegt, Lean Healthcare in den Ausbildungsplan der Fachpersonen Operationstechnik einzuführen?

Lydia Maurer: Der Lean Management Workshop im Sonnenhof war so gut organisiert und interessant – das wollten wir auch in unserer Ausbildung integrieren!

Patrizio Paoluzzi: Absolut, in erster Linie der Rahmenlehrplan Operationstechnik HF, welcher unter anderem das Berufsprofil und die zu erreichenden Kompetenzen definiert. So gehören die Arbeitsprozesse Organisation, Logistik, Qualitätsmanagement und Berufsentwicklung zu den geforderten Kompetenzen. Lean Management im Gesundheitswesen, Lean Healthcare genannt, kann in diesen Bereichen unterstützen. Es ermöglicht den Studierenden, eine andere Sichtweise einzunehmen und gibt ihnen Instrumente in die Hand, mit welchen Optimierungen besser erkannt und umgesetzt werden können.

Monika Knecht:  Oliver Mattmann hatte ursprünglich die Idee und ich war sofort überzeugt davon, weil es mir sehr sinnvoll erscheint, die Studierenden zukunftsorientiert für die sich wandelnden Bedingungen im Berufsumfeld vorzubereiten. Optimierung von Prozessabläufen wie auch von Finanz- und Personalplanung ist heutzutage in aller Munde. Deshalb möchte ich, dass die Studierenden bereits während der Ausbildung darauf sensibilisiert werden.

Wie haben Sie den Lean Management Workshop und die Reaktionen der Auszubildenden bei dessen ersten Durchführung wahrgenommen?

Monika Knecht:  Die Reaktionen waren durchwegs positiv. Die Studierenden fanden das Programm spannend, abwechslungsreich und sie waren beeindruckt, wie durch kleine Massnahmen Grosses bewirkt werden kann.

Patrizio Paoluzzi: Oft tun sich unsere Studierenden schwer mit neuen Unterrichtsinhalten, besonders wenn es dabei auch um die Vermittlung einer gewissen Denkweise geht. Je besser uns im Unterricht der Praxisbezug gelingt, desto eher lassen sie sich darauf ein. Mit der LEANCOM haben wir einen guten Partner gefunden, um unseren Unterricht fortlaufend zu optimieren.

Lydia Maurer: Richtig, wir arbeiten kontinuierlich daran, den Studierenden die Aktualität und Wichtigkeit von Lean Healthcare noch bewusster zu machen. Mit dem tollen Einsatz der LEANCOM Experten ist der erste Schritt getan. Zudem werden die Schulungsinhalte laufend an die sich verändernden Bedürfnisse der Fachpersonen Operationstechnik angepasst.

Warum empfehlen Sie die Vermittlung von Lean Healthcare?

Patrizio Paoluzzi: Vor dem Hintergrund der DRG`s und reduzierter finanzieller Ressourcen im Gesundheitwesen bietet Lean Heathcare oder Lean Hospital eine gute Möglichkeit, Ablaufprozesse und Strukturen in einem Spital zu hinterfragen. Zudem hat sich Lean Management in der Industrie bereits bewährt. Warum also nicht auf Bewährtes zurückgreifen? Bei der Vermittlung von Lean Healthcare halte ich es aber für entscheidend, die besondere Situation der Patientinnen/Patienten und des Personals im Gesundheitswesen zu berücksichtigen.

Lydia Maurer: Weil ich denke, dass man sich Lean Healthcare in der heutigen Zeit nicht mehr verschliessen kann, denn Lean Healthcare ist die Zukunft.

Monika Knecht: Ich stehe absolut hinter Lean Healthcare und kann die LEANCOM als Partnerin darin ausdrücklich weiterempfehlen. Sie haben das Ausbildungsprogramm gemeinsam mit uns massgeschneidert angepasst und optimal auf unsere spezifischen Bedürfnisse und Umständen als Bildungszentrum ausgerichtet. Ich finde es sehr wichtig, dass die Umsetzung von Lean Healthcare auf die Betriebskultur und die örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten ist, um zu funktionieren. Ich erlebe die Zusammenarbeit mit der LEANCOM als sehr angenehm, unterstützend und bereichernd.

die LEANCOM bedankt sich herzlich für das spannende Gespräch.

Monika Knecht hat vor fast 25 Jahren die Weiterbildung zur diplomierten Pflegefachfrau im OP-Bereich abgeschlossen, sich anschliessend kontinuierlich weitergebildet und war viele Jahre im Spital Limmattal als Ausbildnerin im OP tätig. Ab 2002 war sie als Bildungsverantwortliche im OP-Bereich für die praktische Ausbildung des OP-Fachpersonals im Universitätsspital Zürich zuständig. Seit 2014 arbeitet sie als Leiterin des Bildungsgangs HF Operationstechnik im Careum Bildungszentrum. Als berufs- und bildungspolitisch aktive Frau setzt sie sich stets in verschiedenen Kommissionen und Fachgruppen für eine qualitativ hochstehende Ausbildung und die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Auszubildenden im Gesundheitswesen ein. Sie arbeitete unter anderem bei der Erarbeitung des neuen Rahmenlehrplanes Operationstechnik mit. Bei der Gestaltung des Curriculums ist es ihr besonders wichtig, zu berücksichtigen, was die Studierenden von heute in Zukunft brauchen werden, um im Berufsalltag bestehen zu können.

Patrizio Paoluzzi bringt bereits 30 Jahre Erfahrung im Gesundheitswesen mit. Nach seiner Pflegeausbildung arbeitete er viele Jahre als Fachmann Operationstechnik und als stellvertretende OP-Leitung der Viszeral- und Transplantationschirurgie im Universitätsklinikum Mainz. Seit 2004 ist er zudem als staatlich anerkannter Lehrer für Gesundheitsfachberufe tätig und bildet sich laufend weiter. 2012 hat Patrizio Paoluzzi nach 6-jähriger Lehrertätigkeit im medi, Zentrum für medizinische Bildung, den Posten als Leider Bildungsgang und Mitglied der Geschäftsleitung übernommen. Der zweifache Vater setzt sich stets mit Herzblut und viel Engagement dafür ein, dass das Berufsbild der Diplomierte Fachpersonen Operationstechnik HF gefestigt wird. Er ist überzeugt davon, dass er dies dank Lean Healthcare erreichen kann. Denn Lean Healthcare hilft dabei, die Arbeitssituationen analysieren, Ressourcen erkennen und innerhalb eines interprofessionellen Teams selbständig an Lösungen mitwirken zu können. Patrizio Paoluzzi hofft, dass die Kompetenzen, welche mithilfe von Lean Management erworben werden, die Zufriedenheit der Fachpersonen Operationstechnik HF und deren Verweildauer im Beruf steigern werden.

Lydia Maurer ist im Berner Oberland aufgewachsen und verbringt ihre Freizeit am liebsten mit sportlichen Aktivitäten wie Rad- und Skifahren, Bergsteigen und Tauchen. Nach ihrer Ausbildung zur Pflegeassistentin absolvierte sie die Höhere Fachschule Operationsfachfrau und bildete sich stetig weiter. Aktuell ist Lydia Maurer mit grossem Engagement und Freude im medi, welches sechs Bildungsgänge auf dem Niveau Höhere Fachschule anbietet, als Fachlehrerin und stellvertretende Leiterin der Ausbildung für Fachfrauen und Fachmänner Operationstechnik HF tätig. Als Fachlehrerin empfindet sie es als wichtige Aufgabe, der jüngeren Generation beizubringen, was Lean Healthcare im Arbeitsalltag bedeutet.

Zurück

KONTAKT

Lassen Sie sich beraten und kontaktieren Sie uns gleich heute.



    Beantworten Sie bitte noch diese Frage: